Tweet Tweet: Cochrane, systematische Reviews und soziale Medien

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Der Nutzen sozialer Medien zur Verbreitung von Forschungsergebnissen ist umstritten. Einerseits lassen sich „Ergebnisse“ schneller verbreiten. Andererseits lässt sich qualitativ hochwertige Arbeit oft nicht in ein paar Zeilen packen. Trotzdem werden Facebook, Twitter und Co. zur Verbreitung wissenschaftlicher Ergebnisse benutzt, auch bei Cochrane. Worauf kommt es uns dabei an?

Seit 2004 haben soziale Medien einen großen Aufschwung erlebt und sind für viele Menschen fast so üblich wie das tägliche Frühstück. Auch im Gesundheitsbereich ist die Nutzung von sozialen Medien gang und gäbe. Hier können sie dazu beitragen, dass wissenschaftliche Erkenntnisse schnell und einfach viele Menschen erreichen. Zum Beispiel können so wichtige Informationen in Not- oder Katastrophensituationen schneller und zielgerichteter verbreitet werden als über konventionelle Medien. Bei Pandemiefällen, zum Beispiel, können sich Behörden und Einwohner gegenseitig über die Ausbreitung in Echtzeit informieren.

Gerade wegen dieser schnellen Verbreitung ist es extrem wichtig, auf die Formulierung der Nachricht zu achten. „Catchy“ mag gut sein, um Massen zu erreichen, doch wenn es auf Kosten der Präzision geht, könnte dies im Gesundheitswesen ungünstige Auswirkungen haben. Die Beweislage ist meist viel zu komplex, um Inhalte in wenigen Worten wiederzugeben, ohne sie zu verzerren.

Dies gilt auch für die oft vielschichtigen Ergebnisse von Cochrane Reviews. Deshalb scheint es uns verantwortungsbewusster, den Fokus der sozialen Medien darauf zu setzen, auf die Quelle oder die Reviews zu verweisen, als die Ergebnisse vereinfacht zu verkünden. Funktioniert das auch?

Auswirkungen von sozialen Medien auf den Zugriff von Cochrane Reviews

Eine in BMJ Open veröffentlichte Studie untersuchte, ob Social-Media Aktivitäten (Twitter und Weibo) den Web-Zugriff auf die Startseiten einzelner systematischer Reviews beeinflusste. Das heißt, in dieser Studie waren die Reviews selbst einmal die „Studienteilnehmer“. Es handelte sich um 170 Cochrane-Reviews, deren laienverständliche Zusammenfassungen online kostenfrei zugänglich waren.

In der Studie wurden die Reviews in zwei Gruppen unterteilt: 85 waren in der Interventions- und 85 in der Kontrollgruppe. Für die Reviews der Interventionsgruppe wurden drei leicht unterschiedliche Kurznachrichten (oder Tweets von maximal 140 Zeichen Länge) plus Link verfasst und an einem Tag zu unterschiedlichen Zeiten gepostet. Für die Kontrollgruppenreviews wurden keine Posts erstellt.

Das Ergebnis: Die Reviews der Interventionsgruppe wurden 1.162 Mal angesehen und die in der Kontrollgruppe 449 Mal (gemessen wurden primär die Web-Hits nach genau einer Woche). Das heißt die Reviews, über die getwittert und „geweibotet“ wurde, wurden im Schnitt 2.6 mal so oft angesehen als jene, über die nicht gepostet wurde.

Deutschsprachige soziale Medien-Accounts von Cochrane

In Facebook-Beiträgen und Tweets von wissenwaswirkt.org, Cochrane Österreich und Cochrane Schweiz – und seit neustem auch von Cochrane Deutschland – achten wir sehr darauf, dass die Beweislage nicht verzerrt wird. Anstatt den Fokus auf „catchy“ zu richten, entscheiden wir uns eher für Präzision und verweisen auf die entsprechenden Inhalte, zum Beispiel in der Cochrane Library, um neue, unabhängige und verlässliche Informationen zu Gesundheitsfragen sichtbarer zu machen. Bei Interesse, schauen Sie doch einfach vorbei!

Deutschsprachige Nachrichten in den sozialen Medien von Cochrane finden Sie hier:

Cochrane Deutschland:

Cochrane Österreich:

Cochrane Schweiz:

Wissenwaswirkt.org:

(Gut zu wissen: die wissenwaswirkt.org-Facebook- und Twitter-Inhalte werden von nun an etwas zielgerichteter gestaltet, indem sie eher Inhalte der wissenwaswirkt.org Blog-Beiträge aufgreifen anstatt über Cochrane generell zu informieren. Informationen zu Cochrane Aktivitäten, Events, Trainings usw. werden von nun an über die nationalen Cochrane Accounts laufen.)

Text: Andrea Puhl

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