Ohrentropfen

Können Ohrentropfen Ohrenschmalz gut entfernen?

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Ohrenschmalz betrifft jeden – darüber gesprochen wird eigentlich nie. Im Normalfall verursacht das natürliche Körpersekret ja auch keine Probleme. Unangenehm wird es jedoch, wenn es den Gehörgang verstopft und Schmerzen oder Schwerhörigkeit verursacht. Tropfen und Sprays werden angeboten, um lästiges Ohrenschmalz zu entfernen, doch wie gut wirken diese Produkte?

Zerumen, landläufig Ohrenschmalz genannt, ist ein natürliches Sekret, das von der Ohrenschmalzdrüse abgesondert wird. Alle Säugetiere, so auch der Mensch, produzieren Ohrenschmalz – und das nicht ohne Grund. Das Sekret übernimmt wichtige Aufgaben. Es befeuchtet den Gehörgang, entfernt Schmutz, Staub und abgestorbene Hautpartikel, schützt das Ohr vor Insekten und enthält Stoffe, die gegen Bakterien ankämpfen.

Wenn Ohrenschmalz zum Problem wird

Warum sollen wir das wichtige Ohrenschmalz also entfernen wollen? Es kann zum Problem werden, wenn übermäßige Mengen davon produziert werden, die sich nicht mehr selbst entfernen und den Gehörgang verstopfen. Das kann Schmerzen und auch eine Beeinträchtigung des Hörvermögens mit sich bringen. Wenn der Gehörgang einmal richtig verstopft ist, müssen Maßnahmen ergriffen werden, die den Ohrenschmalz erweichen und entfernen. Zum einen kann ein Arzt oder eine Ärztin diese zusammengeballte Masse mechanisch entfernen. Zum anderen können Ohrentropfen und manchmal auch Sprays verwendet werden. Diese Mittel sind entweder ölbasiert, wasserbasiert, oder eine Kombination davon. Es gibt auch Mittel aus Wasserstoffperoxid oder Glycerin. Ein Team von Cochrane Autoren und Autorinnen hat untersucht, wie wirksam diese Produkte bei der Entfernung von Ohrenschmalz sind.

Aktueller Forschungsstand

Das Cochrane-Team konnte nach einer umfangreichen Suche insgesamt 10 Studien mit 623 Personen identifizieren, die Ohrentropfen (und Sprays) untersucht haben. Neun dieser Studien wurden bei Personen, die mindestens 15 Jahre alt waren, durchgeführt. Das Risiko für Bias (systematische Fehler in der Planung, Durchführung, Auswertung der Studie) war in den einzelnen Studien insgesamt gering bzw. unklar.

In erster Linie war das Cochrane-Team daran interessiert, herauszufinden, wie gut die Mittel dabei helfen, den Gehörgang komplett von Ohrenschmalz zu befreien. Eine Studie verglich die Verwendung von Ohrentropfen mit aktivem Wirkstoff im Vergleich zu „Nichts-tun“. Hier zeigte sich, dass Ohrentropfen bei einer von fünf Personen den Gehörgang komplett freispülten, während der Gehörgang ohne Zutun nur bei einer von 20 Personen wieder frei wurde.

Verglich man Ohrentropfen mit aktivem Wirkstoff mit normalem Wasser oder Kochsalzlösung, konnte kein Unterschied in der Wirksamkeit beobachtet werden. Auch beim Vergleich „Wasser bzw. Kochsalzlösung“ mit „Nichts-tun“ zeigte sich kein Unterschied. Die Qualität der Evidenz war allerdings niedrig, unter anderem weil oft nur kleine Studien diese Vergleiche untersucht hatten.

Weniger als 30 Personen berichteten bei der Verwendung dieser Mittel von leichten unerwünschten Wirkungen wie Irritation, Schmerz und unangenehmem Geruch. Schwerwiegende unerwünschte Effekte wurden nicht berichtet.

Fazit

Das Cochrane-Team kam zu dem Schluss, dass Ohrentropfen bei verstopftem Gehörgang helfen können, Ohrenschmalz zu entfernen. Ob ein bestimmtes Produkt einem anderen überlegen ist, oder Mittel mit aktiven Inhaltsstoffen besser wirken als einfaches oder salziges Wasser, bleibt unklar.

Den Cochrane Review finden Sie unter: http://cochranelibrary-wiley.com/doi/10.1002/14651858.CD012171.pub2/full.

Text: Barbara Nußbaumer-Streit

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