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Herzschwäche: Hilft körperliche Aktivität?

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Herzschwäche – auch Herzinsuffizienz genannt – ist ein weltweit zunehmendes gesundheitliches Problem. Sie wirkt sich bei den Betroffenen* unter anderem negativ auf ihre Belastungsfähigkeit, ihre gesundheitsbezogene Lebensqualität und auf die Häufigkeit von Krankenhausaufenthalten aus. Herzschwäche ist auch eine der weltweit häufigsten Todesursachen. Ein Cochrane Review untersuchte, ob Bewegung den betroffenen Menschen helfen kann, die Symptome zu lindern.

Röchelnd und schwer atmend endeten in letzter Zeit immer öfters die sportlichen Aktivitäten einer Freundin. Beim Joggen nahmen ihre Leistungen stetig ab und sie fühlte sich zunehmend schwächer. Sie begründete dies mit dauerhaftem Stress und erschien immer seltener zu unseren gemeinsamen Lauftreffs. Und dies obwohl sie mit 40 Jahren eigentlich recht jung, sportlich und kerngesund schien. Da keine Besserung eintrat, riet ich ihr einen Arzt aufzusuchen. Dieser stellte nach zahlreichen und teils sehr aufwendigen Untersuchungen die Diagnose ‚Herzinsuffizienz’.

Wenn die Pumpleistung des Herzens abnimmt…

…ist das Herz nicht mehr in der Lage, den Körper mit genügend Blut und damit Sauerstoff zu versorgen. Dabei kann entweder nur die Funktion der linken Herzkammer (Linksherzinsuffizienz) oder die der rechten Herzkammer (Rechtsherzinsuffizienz) oder die beider Kammern (globale Herzinsuffizienz) betroffen sein. Je nach Typ der Herzschwäche treten unterschiedliche Symptome auf. Bei der Linksherzinsuffizienz leiden Betroffene oftmals unter Atemnot, einer schnellen Ermüdung und Abnahme der Leistungsfähigkeit bei körperlicher Belastung. Das Herz kann den Körper mit seinen Organen nicht mehr ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgen. Wenn jedoch aufgrund der geringeren Pumpleistung das sauerstoffärmere Blut nicht mehr ausreichend genug vom Herz zur Lunge gepumpt wird, handelt es sich um eine ‚Rechtsherzinsuffizienz’. Typische Kennzeichen sind unter anderem geschwollene Beine und Füße. Aufgrund der veränderten Druckverhältnisse in den Blutgefässen wird das Wasser in das Gewebe gedrückt und lagert sich dort ein.

Je nach Ausmaß der Beschwerden werden von der New York Heart Association (NYHA) vier verschiedene Stadien unterschieden:

Stadium I: Die Betroffenen haben noch keine Einschränkung ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit. Bei normaler körperlicher Belastung wie Treppensteigen spüren sie weder Luftnot noch Herzrhythmusstörungen und fühlen sich auch nicht übermäßig erschöpft.

Stadium II: Die Herzinsuffizienz geht mit leichten Einschränkungen der körperlichen Leistungsfähigkeit einher. Die Betroffenen fühlen sich bereits bei alltäglicher körperlicher Belastung, wie beispielsweise Treppensteigen, schnell erschöpft oder bekommen Atemnot. Es treten keine Beschwerden in Ruhe auf.

Stadium III: Die körperlichen Einschränkungen nehmen zu und treten bereits bei geringen körperlichen Aktivitäten auf. Die Betroffenen leiden bereits unter Atemnot, wenn sie sich im Haus bewegen oder Hausarbeiten verrichten. In Ruhe treten die Symptome nicht auf.

Stadium IV: In diesem Stadium treten die Symptome bereits im Ruhezustand auf. Der Betroffene wird bettlägerig und ist sogar dort erschöpft und kurzatmig.

Gründe einer Herzschwäche

Typischerweise tritt eine Herzschwäche als Folge eines jahrelangen Bluthochdrucks, einer koronaren Herzkrankheit oder eines bereits erlittenen Herzinfarkts auf. Ein Hauptgrund für die Entstehung von Bluthochdruck ist eine zu salzreiche Ernährung. Seltener dagegen tritt die Herzinsuffizienz als Folge eines angeborenen Herzfehlers, einer Herzmuskelerkrankung oder –entzündung oder einer Stoffwechselerkrankungen, wie Diabetes Mellitus, auf. Aufgrund der zunehmend alternden Bevölkerung und der steigenden Anzahl an Menschen mit einer koronaren Herzerkrankung, nimmt auch die Anzahl an Menschen mit Herzschwäche stetig zu. So litten 2016 weltweit über 38 Millionen Menschen an einer Herzinsuffizienz.

Diagnose Herzschwäche – was dann?

Bisher ist die Diagnose einer verminderten Pumpleistung sehr aufwendig und manche Betroffene müssen sich zahlreichen Untersuchungen unterziehen. Dies insbesondere dann, wenn sie – wie meine Freundin – eine Herzinsuffizienz aufgrund einer untypischen Ersterkrankung erleiden. Oftmals lautet dann die Devise: Ausschlussverfahren. Die Betroffenen hangeln sich von einer Untersuchung zur nächsten, um dann letztendlich die Diagnose einer ‚Herzinsuffizienz’ zu erhalten. Häufig sind sie verunsichert, welche Art der Bewegung sie in welchem Ausmass überhaupt noch ausüben dürfen.

Hilft Bewegung ?

Früher wurde herzschwachen Patienten oftmals empfohlen sich zu schonen und Anstrengungen zu meiden. Und heute? Dieser Frage ging ein Cochrane Review nach.

In dem Review wurden 33 Studien mit 4740 Teilnehmern eingeschlossen, welche die Wirksamkeit von körperlicher Aktivität im Vergleich zu keiner Bewegung bei Erwachsenen mit Herzinsuffizienz untersuchten. Die Teilnehmenden waren mindestens 18 Jahre alt und wiesen eine Rechts- oder Linksherzinsuffizienz des NYHA-Stadiums III oder IV auf.
Die Bewegungsinterventionen – wie Radfahren, Spazierengehen, Treppensteigen oder Ballspielen – wurden zwischen 1 und 7 Mal wöchentlich, zwischen 15 und 120 Minuten und zwischen 15 und 120 Wochen entweder im Krankenhaus, in Patientengruppen oder im häuslichen Umfeld durchgeführt.

Die Ergebnisse zeigten, dass Bewegung (im Vergleich zu keiner) für Betroffene von Vorteil sein kann. Insbesondere nahm die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patienten mit Bewegungsinterventionen zu. Auch die Häufigkeit der Krankenhausaufenthalte nahm ab. Es konnte auch gezeigt werden, dass Patienten mit einer Herzinsuffizienz Stadium IV und Personen zwischen 51 und 81 Jahren von Bewegungsprogrammen profitierten. Zwar reduzierten Bewegungsprogramme insgesamt nicht das kurzfristige Sterberisiko, dieses sank jedoch nach 12 oder mehr Monaten.

Fazit

Häufig werden Symptome wie Atemnot und Leistungsabfall entweder mit Altersschwäche oder – wie bei meiner Freundin – mit dauerhaftem Stress und Erschöpfung begründet. Von Betroffenen werden die Symptome oft erst einmal auf die leichte Schulter genommen, im Glauben, diese verschwinden ja sowieso bald wieder. Das ist aber eben nicht immer der Fall. Daher ist es so wichtig, die Gründe für die Herzinsuffizienz zu erkennen, diese wenn möglich zu behandeln und das Fortschreiten der Krankheit soweit wie möglich hinauszuzögern. Mit regelmäßiger Bewegung können Patienten selbst einen wichtigen Beitrag leisten. Und dies unabhängig vom Schweregrad der Erkrankung. Der Review zeigt einmal mehr, dass Bewegung nicht nur für Gesunde von Vorteil ist. Jedoch werden noch mehr gut geplante Studien benötigt, um die Wirksamkeit von Bewegung sowie von Bewegungsprogrammen bei Herzinsuffizienz besser verstehen zu können.

Text: Anne Borchard 

*Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlechter.

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